Corona: Zu wenig Mitspracherecht für junge Menschen

Junger Mann sitzt allein und starrt auf sein Smartphone.

Junge Menschen fühlen sich in der Corona-Pandemie von der Politik nicht gehört, dabei klagen sie verstärkt über psychische Probleme, Vereinsamung und Zukunftsängste. Das ist das Ergebnis von Befragungen der Universitäten Hildesheim und Frankfurt/Main in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung.

„Die negativen Auswirkungen der Pandemie auf ihre Lebensumstände zeigen: Junge Menschen brauchen Möglichkeiten für eine breite und kontinuierliche Beteiligung in allen sie betreffenden Bereichen“, sagt Tanja Rusack von der Universität Hildesheim. Bereits 2019 hatte die Bertelsmann Stiftung in der Studie „Children’s Worlds+“ dargelegt, dass sich ein großer Teil der jungen Menschen nicht ernst genommen und unzureichend beteiligt fühlt.

Dazu sind zwei Befunde hervorzuheben: Zum einen finden junge Menschen keine guten und niedrigschwelligen Strukturen, um sich bei politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen einbringen zu können. Zum anderen fühlen sich junge Menschen, die über kaum soziale und materielle Ressourcen verfügen, besonders wenig von Politiker*innen wahrgenommen. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund wichtig, dass ihre soziale Teilhabe ohnehin oft sehr eingeschränkt ist.

Auch breit angelegte Befragungen wie die Deutsche Freiwilligensurvey verweisen auf mangelnde Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche. Der Anteil der 14- bis 29-Jährigen, der sich im Jahr 2014 aktiv politisch beteiligt hat, ist im Vergleich zu anderen Altersgruppen geringer, weil die Wirksamkeit in Frage gestellt wird. Die „Generation Z“ kritisiert, dass die Politik zu sehr von wirtschaftlichen Interessen beeinflusst wird, die Entscheidungsprozesse intransparent sind und die Politik überholte Sprach- und Kommunikationsformen nutzt.

Eine partizipative Jugendpolitik

Junge Menschen werden in die gesellschaftspolitischen Diskurse und Entscheidungsprozesse nicht genug eingebunden. Das heißt auch, dass ihre Ideen und Lösungsvorschläge für die Bewältigung von Herausforderungen wie die Corona-Pandemie ungenutzt bleiben. Es sind fest verankerte Beteiligungsstrukturen nötig, in denen junge Menschen beraten und Einfluss nehmen können. In den Schulen, Unis und den Kommunen, aber auch auf Bundes- und Landesebene brauchen Kinder und Jugendliche vielfältige Möglichkeiten, um sich kontinuierlich und wirksam einbringen zu können. „Bei der Beteiligung von Jugendlichen darf es keine Alibi-Formate geben. Vielmehr müssen den Gesprächen Angebote folgen, wo und wie junge Menschen konkret mitentscheiden und Verantwortung übernehmen können“, resümiert Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.